Frieden muss von den Menschen
ganz bewusst geschaffen werden

Friedensdorf erhält große Unterstützung aus Japan

Den ersten Kontakt zum japanischen Fernsehen gab es bereits 1994. Der Sender NHK drehte einen Beitrag über das ehrenamtliche Engagement in Deutschland und bat das Friedensdorf, das Fernsehteam zu begleiten. Die Verbindung zwischen dem Friedensdorf und Japan vertiefte ein Besuch von Marion Suhr-Mäurich, Unterstützerin des Friedensdorfes und als Koordinatorin für japanische Medien tätig. 

Sie kam kurz vor dem Jahrtausendwechsel auch mit dem bekannten japanischen Regisseur Tsuyoshi Kawahara, welcher für die Fernsehproduktion "TVMan Union" dreht, ins Friedensdorf. Die Idee enstand einen Film zum Thema Ehrenamt zu drehen. Das brachte den Stein ins Rollen, Marion Mäurich sorgte dafür, dass 1999 die in Japan bekannte Show „Ururun“ einen Beitrag über das Friedensdorf brachte, dem noch weitere folgten.

Engagierte Unterstützung: Chizuru Azuma

Daran beteiligt war die in Japan überaus beliebte Schauspielerin und Moderatorin Chizuru Azuma (Foto), die alle nur „Chi“ nennen. Sie war so beeindruckt, dass sie seitdem regelmäßig im Friedensdorf war und zu dessen engagiertesten Unterstützern gehört. In ihrer Heimat führt sie Ausstellungen und Vortragsveranstaltungen durch, um die Arbeit des Friedensdorfes bei ihren Landsleuten vorzustellen. Mit riesigem Erfolg. 

Dabei war es auch für sie zunächst „ein Schock“, die Kinder mit ihren schweren Verletzungen und Behinderungen zu sehen:

„Ich komme zwar aus Hiroshima, konnte mir aber nur vage vorstellen, wie sich Kriege wirklich auswirken.“

Als sie das Friedensdorf auf einem Angola-Einsatz begleitete, habe sie erfahren, wie zerbrechlich Frieden sein kann.

„Frieden muss von den Menschen ganz bewusst geschaffen und erhalten werden“,

ist sie überzeugt. Inzwischen würden immer mehr Japaner begreifen, dass das, was weltweit geschieht, gar nicht so weit weg von ihrer eigenen Heimat passiert. Das habe das Engagement ihrer Landsleute für die friedenspolitische Arbeit der deutschen Hilfseinrichtung verstärkt.

Ein großes Netzwerk

Die Kinderhilfsorganisation hat in diesem fernen Land noch weitere Unterstützer gefunden - zum Beispiel den Cataloghouse-Konzern. Der legt Versandhauskataloge auf, und das in Millionenauflagen. Seit 2002 wird in jeder neuen Ausgabe die Arbeit des Friedensdorfes porträtiert. Zudem vermittelte der Konzern schon hochwertige Sachspenden des japanischen Ablegers der Firma Miele.

Ende 2003 reisten Friedensdorf-Mitarbeiter Wolfgang Mertens und Marion Suhr-Mäurich auf Einladung des Konzerns zu einer Vortragsreise nach Japan, knüpften weitere Kontakte und waren im August 2005 mit Chizuru Azuma noch einmal im Land unterwegs. Zehn Jahre später wiederholten dies Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs und Mitarbeiterin Maki Nakaoka, um sich bei den japanischen Kontaktpersonen zu bedanken.

Gemeinsam mit Chi und dem Arzt Dr. Yagura (Foto) gaben sie ein Interview beim Cataloghouse in Tokio. Der Mediziner fliegt regelmäßig, wenn neue Patienten im Friedensdorf eintreffen, nach Deutschland, um in der Heimeinrichtung die Erstversorgung zu unterstützen.

Inzwischen ist in Japan ein großes Netzwerk verschiedener Gruppen und Einzelpersonen entstanden, die die Kinderhilfsorganisation unterstützen. Die Künstlerin Midori Harada hat beispielsweise das Friedensdorf-Maskottchen, die Friedenstaube „Frieda“, entworfen.

Und diese Hilfe findet nicht nur in der Ferne statt. Seitdem 1999 der erste Beitrag über das Friedensdorf lief, fanden und finden sich immer junge Japanerinnen und Japaner bereit, die die weite Reise nach Deutschland auf sich nahmen und nehmen, um im Friedensdorf aktiv zu helfen. Sie kommen selbst für ihre Reisekosten auf, unterbrechen oft ihr Studium, lassen sich an ihren Arbeitsplätzen beurlauben oder kündigen sie gar, um diese Aufgabe übernehmen zu können. Das Besondere daran: Eine Einrichtung wie das Friedensdorf gibt es in Japan nicht.